ANTI-FLUGANGSTSEMINAR, TAG 3
oder
Doch nicht so eine Memme
oder
Doch nicht so eine Memme
Also sollte es nach Paris gehen.
Ich wertete die Destination als gutes Omen, sprach ich ja vor wenigen Tagen erst diesen Wunsch aus.
Den Tag verbrachten wir am Boden: in der Werft (große, große Flugzeuge), vor der Werft (noch mehr große, große Flugzeuge), in einem Airbus 330 (huch, ist das Flugzeug groß) und im Personalgebäude der AUA (viele, viele blonde Frauen in roten Strumpfhosen).
Ich war aufgeregt. Sehr sogar. Die Informationen, die wir über den Tag verteilt erhielten, nahm ich nur noch am Rande wahr, viel zu sehr war ich mit der Frage beschäftigt, wie ich mich denn nun wirklich beim Start verhalten würde. Irgendwie freute ich mich fast schon darauf, das ganze hinter mich zu bringen, trotzdem beschäftigte ich mich in den letzten Stunden vorm Start mit der mir sehr wahrscheinlichen scheinenden Möglichkeit, den Tag nicht zu überleben. Die letzte halbe Stunde vorm Boarden hing ich entweder am Telefon (Ich wollt nur schnell baba sagen. Ich flieg jetzt weg.) oder vor der Bar in der Business Lounge (Übung zur Selbstbeherrschung: den Wodka stehen lassen).
Und plötzlich saßen wir im Flugzeug.
Ich fand mich - nüchtern - an einem Fensterplatz wieder.
(Freiwillig am Fenster? Wie ist das passiert?)
Ja.
Kurz nach dem Start war ich dann mit den Nerven fertig, ich konnte es einfach nicht ganz verstehen und wunderte mich über mich selbst:
die Angst kam kurz mit dem Beschleunigen am Boden, mit dem ersten Abheben. Ein paar Minuten hielt sie an. Mehr war da nicht! - Weder weinte ich unkontrolliert, noch bohrten sich meine Fingernägel in den Unterarm meine Sitznachbarin. Ich konnte aus dem Fenster neben mir raus blicken, sah die Landschaft unter mir und fand sogar etwas Gefallen daran.
Ich stand auf. Lief vor Freude den Gang auf und ab. Ging vor ins Cockpit.
Ich kanns noch immer nicht glauben.
Und bevor ich noch Il me semble que je serai toujours bien là où je ne suis pas sagen konnte, ging es auch schon wieder retour.
Noch einmal fürchtete ich mich kurz beim Start, aber spätestens als wir den Eiffelturm von oben leuchten sehen konnten war für mich alles wieder okay.
In der Nacht flogen wir auf Wien zu, und diese Stadt sieht von oben wirklich, wirklich ausgesprochen nett aus, mit all den Lichtern. Die Landung durfte ich dann vorne im Cockpit miterleben. Unglaublich war das für mich: unglaublich furchteinflößend für mich ängstlichen Menschen, aber gleichzeitig auch unglaublich beruhigend (Nein, bei der Landung eines Flugzeuges geraten die Piloten nicht in Panik, ihnen steht auch nicht der Angstschweiß auf der Stirn. - Wie sollte ich das wissen?) und unglaublich schön.
Das Wort "schön" in einem Satz mit dem Wort "Flugzeug" zu verwenden ist für mich komplett neues Terrain.
Und ein Souvenir aus Paris, besser gesagt vom Charles de Gaulle Flughafen, hab ich mir mitgebracht: die kitschigste Eiffelturm-Schneekugel.
Diese kitschigste Eiffelturm-Schneekugel ist wiederum auf diesem kleinen Video zu sehen, welches meine noch immer anhaltende Zufriedenheit mit mir und der Welt zum Ausdruck bringen soll:
diza - am Dienstag, 26. April 2005, 03:27 - Rubrik: selbstversuche.
umleitung meinte am 26. Apr, 13:02:
gratuliere!
!
rati212 meinte am 26. Apr, 13:50:
tja, dann...
...hast es geschafft...GRATULATION!!! Da steht dem geplanten Flug in den Ferien ja jetzt nichts mehr im Weg!
nikko meinte am 28. Apr, 14:30:
sehr kuhl:
Due durftest ins Cockpit? Als Erwachsene? Verdammt. Ich trau mich nie fragen.
diza antwortete am 8. Mai, 12:19:
ja, wir durften alle. als erwachsene.
uns wurde das quasi als teil der therapie warm ans herz gelegt.